Restrukturierung – Ohne Leadership funktioniert es nicht!
In den letzten 10 Blogs habe ich mich bemüht das Thema „Restrukturierung“ aus der Sicht eines erfahrenen Praktikers zu beleuchten und möglichst alle relevanten Themenbereiche anzureißen.
Ich habe Aspekte wie den Umgang mit unterschiedlichen Interessensgruppen, Liquiditätsmanagement, interne und externe Kommunikation, Methoden zur strategischen und operativen Restrukturierung und vieles mehr dazu beschrieben.
Einen wichtigen Punkt, vielleicht den wichtigsten, habe ich mir zum Schluss aufgehoben, weil er für mich die Klammer über die strategische, operative und finanzielle Restrukturierung bildet, nämlich die – aus meiner subjektiven Sicht – wesentliche Eigenschaft jedes Restrukturierungsmanagers: Leadership.
In einer Unternehmensphase, die gerade in der akuten Krise kaum oder nur sehr unzulänglich planbar ist, es Unsicherheit bei den Eigentümern, bei den Mitarbeitern, den diversen externen Partnern und Lieferanten gibt, täglich neue, meist unerfreuliche Nachrichten auftauchen, ist eine Person gefragt, die für klare und offene Statements sorgt, rasche, überlegte und nachvollziehbare Entscheidungen trifft und durch ihr Führungsverhalten deutlich wahrnehmbare Signale an alle internen und externen Beteiligten aussendet.
Das heißt nicht, dass alle Entscheidungen dieser Person richtig sein werden (aber hoffentlich die deutliche Mehrzahl), das heißt nicht, dass jeder Betroffene mit den Entscheidungen einverstanden sein wird und dass jede Handlung im Nachhinein betrachtet, die allerbeste gewesen sein wird. Viel schlimmer als die eine oder andere Fehlentscheidung wären aber unnötiges Zögern, Unklarheiten bei allen betroffenen Personen und nicht vorhandene oder bruchstückhafte Kommunikation, die die Verunsicherung nur noch größer werden lässt.
Ich spreche hier ganz sicher nicht von Aktionismus oder von unüberlegten Handlungen, um halt irgendetwas zu tun und den Anschein höchster Aktivität zu vermitteln.
Was ich vermitteln möchte ist, dass es aus meiner Sicht bei Leadership im Turnaroundprozess um eine starke persönliche Präsenz geht, um einfache, klare und wahre Kommunikation und um Entscheidungen, die man angesichts knapper zeitlicher Möglichkeiten auf weniger zu betrachtende Alternativen reduziert, um sich nicht in unnötigen Details zu verlieren. Erfahrung, was gehen könnte, hilft dabei ebenso, wie eine gute Kombination aus „Bauchgefühl und Hirn“ und der Mut und das Rückgrat zu getroffenen Entscheidungen auch zu stehen, wenn der Gegenwind zu blasen beginnt.
Kann man Leadership lernen?
Ich denke bis zu einem gewissen Grad schon. Natürlich gibt es Menschen, die aufgrund ihrer Persönlichkeitsstruktur mehr dafür geeignet sind als andere. Ich denke auch nicht, dass es eine Altersfrage ist. Ältere oder erfahrenere Personen können zwar auf einen zwangsläufig größeren Erfahrungsschatz zurückgreifen, aber das ist nur ein Aspekt. Lernen kann man die Fähigkeit unter hohem Druck überlegte und strukturierte Entscheidungen zu treffen, offene und klare Kommunikation und last but not least – auch selbstbewusstes Auftreten lässt sich erlernen.
Somit möchte ich mit dem 11ten Blog zum Thema Restrukturierung diese Fortsetzungsserie beenden und mich anderen Themen aus unserem beruflichen Alltag widmen. Ich freue mich schon darauf, Sie bei meinem nächsten Blog wieder als Leser begrüßen zu dürfen. thomas.kolm@ttp-mbd.at